7 Gründe, warum Dein Espresso zu sauer schmeckt

Geschrieben von: Smilla H.

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Lesezeit 8 min

Ich bin mir sicher, wir alle waren bereits an dem Punkt. Die Liebe zum Kaffee hat sich endlich in einer Espressomaschine manifestiert. Wir holen sie aus dem Paket, bewundern das Gerät ehrfürchtig. Liebevoll ziehen wir die Folie ab, die Vorfreude steigt. Eine passende Mühle steht ebenfalls schon bereit. Stolz betrachtest Du Dein neues Investment und kannst es kaum abwarten, den ersten Espresso zu ziehen.

An den richtigen Kaffee hast Du natürlich auch gedacht. Drei verschiedene Sorten von den besten Röstereien, die Du kennst. Du reißt das erste Paket auf, riechst erwartungsvoll an den röstfrischen Bohnen. Schon fliegen sie in Deine Mühle. Du mahlst sie in Deinen Siebträger, tampst, spannst ihn ein. Der erste Espresso läuft raus, Du setzt an. Ernüchterung. Der Espresso ist zu sauer. Viel zu sauer. Ich spreche hier nicht von einer angenehmen Säure wie beim Filterkaffee. Hier geht's schon fast in Richtung Zitrone.


Bevor Du jetzt Deine neue Espressomaschine verteufelst, lies Dir diesen Artikel durch. Wie Du einen leckeren Espresso am Siebträger zauberst, haben wir auch schon in einem Video mit Röststätte gezeigt. Aber jetzt zu den Tipps und Tricks: Hier findest Du einige der häufigsten Gründe, warum Dein Espresso zu sauer schmeckt und wie Du sie korrigierst. 

Fehler Nummer 1: Dein Mahlgrad ist zu grob

Genau wie beim Filterkaffee macht der Mahlgrad auch beim Espresso einen Unterschied. Und zwar einen sehr großen. Die V60 verzeiht Dir häufig einen etwas zu groben Mahlgrad. Deine Espressomaschine nicht. Kleine Veränderungen beim Mahlgrad wirken oft Wunder, oder zerstören Deinen Shot.


Wenn Dein Espresso zu sauer schmeckt, solltest Du Deine Mühle feiner stellen. Feineres Mahlgut sorgt für mehr Oberfläche und zu einer erhöhten Extraktion. Das heißt, es werden mehr Aromastoffe aus Deinem Kaffeepulver gezogen. Übertreibst Du es hier, wird Dein Espresso allerdings bitter. Der Mahlgrad ist der WICHTIGSTE Faktor beim Espresso. Hier solltest Du Dir also genügend Zeit nehmen, die richtige Einstellung zu finden. Fehler Nummer 2 knüpft übrigens direkt an den Mahlgrad an.

Fehler Nummer 2: Dein Espresso läuft zu schnell durch

Dieser Fehler entsteht fast immer durch den Mahlgrad. Ist dieser zu grob, läuft Dein Espresso meistens zu schnell durch. Das liegt daran, dass bei grobem Mahlgut mehr Luft zwischen den Partikeln ist. Stell es Dir so vor. In einer Röhre sind Kiesel, in der anderen Sand. Wenn Du Wasser draufkippst, durch welche Röhre läuft es wohl schneller durch? Ähnlich verhält es sich mit Kaffeemehl. Feines Pulver erhöht den Widerstand in Deinem Siebträger, den Brühdruck und Deine Brühzeit. Dadurch werden mehr Aromen aus Deinem Kaffee gelöst.

Läuft Dein Espresso innerhalb von 15 Sekunden durch, schmeckt Dein Espresso wahrscheinlich zu sauer. Du solltest also feiner mahlen. Eine grobe Zielzeit liegt zwischen 25 und 40 Sekunden. Auch hier gilt, braucht Dein Espresso 3 Minuten, wird er wahrscheinlich zu bitter. Wie lange die optimale Durchlaufzeit ist, hängt übrigens mit der Röstung zusammen! 

Fehler Nummer 3: Die Bohnen sind zu hell geröstetl durch

Hier kommen wir zu einem sehr interessanten Thema. Wie bei jedem Kaffee verändert auch hier die Röstung den Geschmack erheblich. Gerade, wenn Du dunkle Röstungen aus Cafés und Restaurants gewohnt bist, schmecken hellere Bohnen im ersten Moment oft ziemlich wild. Manche würden hier anfangen und sagen: „Helle Röstungen sind besser! Da schmeckt man viel mehr die Charakteristik des Kaffees!“. Und ja, da stimme ich grundsätzlich erst mal zu.

Gerade wenn Du neu im Specialty Coffee Bereich bist, lohnt es sich, hellere Röstungen zu probieren. Je dunkler Dein Kaffee geröstet wurde, desto mehr der Aromen gehen verloren. Bei sehr stark gerösteten Kaffees dominieren eigentlich nur noch die Röstaromen. Hier geht’s in die Richtung dunkle Schokolade, geröstete Haselnuss und Co. Und genau hier ist der Knackpunkt, gefallen Dir genau diese Aromen besonders, dann wirst Du mit sehr hellen Röstungen nicht glücklich. Und das ist OK! Beim Kaffee zählt nämlich primär eine Sache. Dein Geschmack.

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Fehler Nummer 4: Schlechte Vorbereitung

Hier geht es in etwas professionellere Gefilde. Dein Espresso kann nämlich auch zu sauer werden, wenn Du Dein Kaffeemehl nicht richtig verteilst und komprimierst. Die sogenannte „Puck Prep“ verdient eigentlich einen eignen Artikel, zwei der wichtigsten Punkte können wir aber auch hier anreißen. Hauptsächlich geht es hier darum, dass das Wasser gleichmäßig durch Dein Kaffeebett fließt.


Verteilung

Vorm tampen solltest Du Dein Kaffeepulver etwas verteilen. Mahlst Du direkt in den Siebträger, bildet sich in der Mitte oft ein kleiner Hügel. Presst Du das Ganze jetzt einfach direkt zusammen, ist in der Mitte mehr Kaffee als am Rand. Da sich Wasser immer den Weg mit dem geringsten Widerstand sucht, fließt es jetzt eher am Rand entlang, als gleichmäßig durch das gesamte Pulver. Es kann zum „Channeling“ kommen 

Zu wenig getampt

Manchmal sind es die einfachen Dinge, die den größten Unterschied machen. Drückst Du zu zaghaft, kann es sein, dass an manchen Stellen größere Lufttaschen im Kaffeebett zurückbleiben. Auch hier kommt es zum unangenehmen Channeling.


Schräg getampt

Wenn Du Dein Kaffeepulver nicht gerade herunterdrückst, ist Dein Kaffeebett schief. Auch hier läuft das Wasser nun dort entlang, wo weniger Kaffee ist. Klingt relativ simpel, macht aber einen großen Unterschied. Achte deshalb darauf, dass Du immer gerade von oben tampst.

Wie gesagt, kann man aus diesem Thema eine Wissenschaft machen. Beachtest Du allerdings diese zwei Punkte, machst Du schon fast alles richtig.

Fehler Nummer 5: Verhältnis von Kaffee und Wasser

Hier strahlt die gute alte Kaffeewaage, denn auch beim Verhältnis von Kaffee und Wasser gibt es Fehlerquellen. Einfach gesagt, lässt Du zu wenig Wasser durch 19 Gramm Kaffee laufen, dann schmeckt Dein Espresso zu sauer bzw. einfach nicht sonderlich balanciert.

Ein guter Ausgangspunkt ist ein Verhältnis von 1:2. Das bedeutet 19 Gramm Kaffeepulver in den Siebträger, 38 Gramm Espresso in der Tasse. Schmeckt das Ergebnis so semi gut, dann lass mehr Wasser durch deinen Kaffee laufen. Gerade helle Röstungen profitieren hier von etwas mehr Wasser. Du kannst hier sorgenfrei mit Verhältnissen bis zu 1:3 spielen. 

Fehler Nummer 6: Falsche Sieb

Jetzt kommt ein kleiner Tipp für Anfänger:innen. Wenn Du gerade in das Espressothema einsteigst, arbeite mit einem Doppelsieb. Siebe, die zwischen 16 und 21 Gramm aufnehmen, sind gerade für den Anfang einfacher. Das hat einen ganz einfachen Grund. Mit ihnen lässt es sich einfacher arbeiten. Kleine Siebe haben oft eine andere Form und laufen nach unten zusammen. Diese Form ist anfällig für Fehler bei der Puck Prep, weshalb es öfter mal zum Channeling kommt. Mit einem Doppelsieb machst Du Dir also gerade am Anfang das Leben etwas leichter. 

Fehler Nummer 7: Temperatur zu gering

Lass Deine Maschine aufheizen! Gerade dieser Fehler lässt sich unglaublich einfach vermeiden. Warte hier einfach etwas länger, bis Deine Maschine richtig auf Touren ist. Ganz wichtig: spann Deinen Siebträger beim Aufheizen ein, damit auch dieser auf Temperatur kommt.


Die Brühtemperatur sollte beim Espresso zwischen ungefähr 90° und 94° liegen. Wer zu ungeduldig ist, brüht zu kalt. Das Ergebniss: Dein Espresso ist zu sauer.

Gerade heller geröstet Kaffees verzeihen geringe Temperaturen oft nicht. Hier lohnt es sich also absolut, mal 10 Minuten länger auf seine Tasse Espresso zu warten. Solltest Du eine Maschine mit Temperatureinstellung besitzen, könnte es sich außerdem lohnen, sie mal 1 bis 2 Grad nach oben zu schrauben. 

Bonuswissen – was es noch so gibt

Neben den gängigsten Fehlerquellen gibt es noch einige andere Dinge, die dafür sorgen können, dass Dein Espresso zu sauer schmeckt. 

Hier also zwei kleine Bonustipps:

Dein Wasser passt nicht

Wer das letzte Bisschen aus seinem Espresso holen möchte, kann sich mal das Wasser anschauen, mit dem gebrüht wird. Am Ende des Tages besteht Dein Espresso mindestens zur Hälfte daraus! Ist Dein Wasser beispielsweise zu weich, kann Dein Espresso etwas zu sauer schmecken. Abhilfe kannst Du hier zum Beispiel mit Third Wave Water schaffen. Mit dem Zusatz schaffst Du die perfekten Voraussetzungen für einen perfekten Shot – und das jedes Mal.


Fehler in der Bohne

Hier noch ein Grund, für den Du absolut nichts kannst! Manchmal schleichen sich nämlich schlechte Bohnen in Deinen Kaffee. Das kann Dir selbst bei teuren Kaffees ab und an mal passieren. Brüh Dir einfach noch eine Tasse. Lag es tatsächlich an einer Bohne, schmeckt Dein nächster Espresso schon viel besser! 

Mit dem richtigen Kaffee zum Erfolg

Das allerwichtigste zum Schluss. Übung! Genau wie mit allen anderen Dingen im Leben braucht es auch für den perfekten Espresso fast immer etwas Zeit und Mühe. Wenn Du dir dein Leben aber erleichtern willst, dann nutze von uns kuratierten Kaffee, der direkt wenig Säure besitzt.

FAQ: 7 Gründe, warum Dein Espresso zu sauer schmeckt

Warum schmeckt mein Espresso zu sauer?

Dein Espresso ist zu sauer, weil der Mahlgrad Deiner Kaffeebohnen zu grob ist. Dies beeinflusst die Extraktion und lässt weniger Aromen aus dem Kaffeepulver herausziehen.

Wie kann ich den Mahlgrad anpassen?

Stelle deine Mühle feiner ein. Feineres Mahlgut erhöht die Extraktion und verbessert den Geschmack. Experimentiere vorsichtig, um Bitterkeit zu vermeiden.

Woran liegt es, wenn der Espresso zu schnell durchläuft?

Ein grober Mahlgrad lässt Deinen Espresso zu schnell durchlaufen. Feineres Kaffeemehl erhöht den Widerstand im Siebträger, verbessert die Extraktion und den Geschmack.

Wie beeinflusst die Röstung den Geschmack?

Helle Röstungen betonen die Kaffeecharakteristika, während dunklere Röstungen stärker von Röstaromen dominiert werden. Dein persönlicher Geschmack entscheidet, welche Röstung Dir besser gefällt.

Welche Probleme in der Vorbereitung beeinflusst den Geschmack meines Espressos?

Ungleichmäßige Verteilung und unzureichendes Tampen können zu ungleicher Extraktion führen. Verteile das Kaffeemehl gleichmäßig und achte auf ein gleichmäßiges Tampern..

Zitronensäure verwenden, um meine Kaffeemaschine zu entkalken?

Kann ich Hausmittel wie Essig oder Vermeide die Verwendung von Essig oder Zitronensäure. Diese Hausmittel können Schäden an deiner Maschine verursachen und Geschmacksrückstände im Kaffee hinterlassen.

Wie beeinflusst das Verhältnis von Kaffee zu Wasser den Geschmack?

Ein falsches Verhältnis von Kaffee zu Wasser kann zu einem sauren Geschmack führen. Ein Verhältnis von 1:2 ist ein guter Ausgangspunkt, aber Du kannst hier variieren, um den Geschmack zu optimieren.

Warum sollte ich ein Doppelsieb verwenden?

Ein Doppelsieb erleichtert Einsteigern das Arbeiten. Es verzeiht Fehler bei der Vorbereitung und erzeugt weniger unerwünschtes "Channeling".

Warum schmeckt mein Espresso zu sauer, obwohl ich die richtige Röstung und den richtige Mahlgrad gewählt habe?

Neben den oben genannten Gründen kann eine zu niedrige Brühtemperatur dazu führen. Lasse Deine Espressomaschine und den Siebträger ausreichend aufheizen.

Wie beeinflusst das Wasser den Geschmack meines Espressos?

Das Wasser, mit dem Du brühst, beeinflusst den ebenfalls Geschmack Deines Espressos. Zu weiches Wasser kann zu einem sauren Geschmack führen. Das Produkt Third Wave Water kann hier Abhilfe schaffen.

Was kann ich tun, wenn mein Espresso immer noch zu sauer schmeckt?

Möglicherweise liegt es an den verwendeten Kaffeebohnen. Manchmal schleichen sich minderwertige Bohnen ein. Brühe eine weitere Tasse und sieh, ob sich der Geschmack verbessert..